Montag, 27. Juli 2020

Résumè

Eigentlich wollten wir über Schweden kurz nach Norwegen und weiter über den Göta-Kanal auf die Ostküste von Schweden. Aber wegen Corona lief alles ganz anders und überraschend kompliziert:
Wegen 10-tägiger Quarantäne (die an unserem letzten Tag auf dem Wasser aufgehoben wurde) wurde eine Tagung in Järna (nahe Stockholm), auf der ich einen Beitrag geben wollte, abgesagt und wir verzichteten auf die Einreise. 
Auch von Dänemark waren auf deutscher Seite Schauergeschichten zu hören: Dort regelt die lokale Polizei die Verhältnisse. Von Bussen (150€) und anschliessenden Ausweisungen war die Rede. Wir liefen aber von Heiligenhafen direkt Bagenkop an, das erstaunlich leer war. Dort füllten wir ein entsprechendes Formular aus. Es kam auch der Zoll vorbei, der sich aber mittels Schnüffelhund nur für Drogen interessierte. Unsere Schweizer Fahne dagegen hat amtlich in keinem Hafen jemanden interessiert.

Seglerisch hatte sich das Azorenhoch (die ersten 3 Wochen) nur nach Mitteleuropa ausgebreitet und steuerte alle Tiefdrucksysteme über Nordeuropa mit entsprechend veränderlichem, teils steifem Wind (und Regen).
Gemütliches Segeln war also eher die Ausnahme. So hatten wir dann eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen:
  • Motor-Batterie versagte wegen durchgebrannter Sicherung (Batterie-Austausch)
  • Wegen defektem Motor: Kurs auf nächste Torqueedo-Service Station (bei Aarhus). Das führte dazu, dass das Ruder abriss und wir nach Notruf von der dänischen Marine nach Ebeltoft geschleppt wurden.
  • In der nächsten Flaute versagte der Motor erneut mit einem Kurzschluss auf der Motor-Platine: Erneutes Abschleppen und Kauf eines Aussenborders.
  • Da der Motor eingeschickt werden muss entschlossen wir: Zurück nach Deutschland (Kappeln) und Auswassern (Winterlager) => 2 Wochen Ferien auf Balkonien.
Ein reichlich spannender Törn, der uns die Grenzen von Tiny fühlen liess. Gleichwohl, sobald sie und wir wieder fit sind, geht's wieder los! Kurz: Es war trotzdem schön!
Links zu früheren Törns: 2019 2018 Bau von Tiny und späteren Törns.

Mittwoch, 22. Juli 2020

Kappeln: Tiny einpacken und heimreisen

YH: heute friedlicher Tagesbeginn, wir haben miteinander abgemacht, dass wir einen Gang zurückschalten und schauen, wie wir vorwärtskommen. Meine Retouchen am Freibord des Rumpfes konnte ich nicht fertig stellen. Der Härter war eingetrocknet und im Yachtbedarfsladen hatten sie nur ein anderes Weiss vorrätig. Verschoben also auf nächstes Jahr, da muss ja dann auch der reparierte Motor wieder eingebaut werden.
Dann ging es plötzlich schnell. Nur noch aufräumen, einpacken und Tiny für 11 Monate zudecken.

Nun sitzen wir schon im deutschen ÖV und reisen heimwärts. Morgen früh sollten wir daheim sein.



eben gesehen!!! Schweden ist ab morgen nicht mehr auf der Quarantäne-Liste 🤪


Dienstag, 21. Juli 2020

Kappeln: aus dem Wasser

YH: Heute stellten sich uns viele Aufgaben, Mast legen, Auswassern und Motor ausbauen. Das hat uns ziemlich gefordert. AH hat dann aber ganz unkompliziert eine grosse, doppelwandige Schachtel organisiert und so haben wir das 12 kg schwere Packet mit einem Hafenbollerwagen zur Post gebracht. Zurück zum Schiff, sackten wir müde, aber glücklich zusammen. Ein Chaos im Schiff, ich bin noch am „Hicke“ spachteln und morgen muss Tiny noch irgendwie zugedeckt werden. Wir sind zuversichtlich. Danach reisen wir mit dem Zug heim. 

All die Herausforderungen sind eine richtige Entwicklungsaufgabe geworden. Zuversichtlich bleiben, klar denken, Lösungen suchen. Schritt für Schritt agieren und miteinander viel Geduld und Liebe haben. Von dem her war unsere Reise ein Teambildungsevent. 😉



Sonntag, 19. Juli 2020

Kappeln an der Schlei: Bilderbuchtag

YH: Wir sind da, am gesetzten Ziel. Wir haben uns entschieden, mit dem nicht idealen Wind zu segeln. Der Wind morgen würde zwar besser für die Strecke passen, aber nach der Schleimünde hätten wir 4 bis 5 Bft genau auf die Nase. Das mit unserem kleinen Motörchen, trauten wir uns nicht. Zudem hatten wirs Reissen nach Deutschland. Heim zu Mama (Angela) 😉. 
Wir haben wohlig segelnd 22 sm aufgekreuzt, im Verbund mit vielen anderen. Es ist voll hier, beinahe wie an einer Regatta. Da muss man die Vortrittsregeln genau kennen, die wenden Dir direkt vor dem Bug, pochen auf ihr Recht. Das war spannend.
Dann kam die Schleimünde. Im Magazin „Yacht“ wurde das Revier gerade eben portraitiert. Im Coronamodus: Landsleute bleibt zuhause, hier hat es auch schöne Ecken. 
Nun liegen wir quasi grad bei der „Kappelbrücke in Luzern“ und wollen noch ein bisschen bleiben. Morgen checken wir ab, ob die Werft uns auswassern wird und ins Winterlager nimmt. Dann organisieren wir die Heimreise.
Uns gehts grad sehr gut, haben was geschafft.

Germany 😜


unser Kreuzkurs



Hochglanzmagazinartikel


 


viel Verkehr auf der Schlei


Schleimünde


Bei Lage zuoberst sitzen und Füsschen raus.


So entspannt ging es zu und her, Erbsen rüsten unterwegs.


unser Logenliegeplatz an der Schlei




Samstag, 18. Juli 2020

Sønderborg: noch einmal Dänemark

YH: Wir legen zeitig ab, im Wissen, dass wir nicht viel Wind haben werden. Unser kleiner Aussenborder bringt uns jedoch treu weiter. Zum Strom wissen wir jetzt mehr: er hängt nicht so sehr von den Gezeiten ab, als viel mehr von der Grosswetterlage. Diese ist mit mehrheitlich S, SW Winden also verantwortlich, dass wir auch heute knapp einen Knoten Gegenströmung haben. Wir tragen es mit Fassung und freuen uns, als wir für immerhin etwa 5 sm die Segel ausrollen können.
Eine Klappbrückenquerung musste noch bewältigt werden und nun liegen wir im Yachthafen Sonderburg, voraussichtlich für zwei Tage. Am Montag soll der Wind drehen und dann könnten wir die letzte Etappe nach Kappeln segeln. Das wäre schön.
Jetzt grad warten wir aufs Essen, wir sind auswärts gegangen.


für den sehr grossen Hunger



Frokost unterwegs, Currysild, sehr fein


Stadtatmosphäre


Viele Segler unterwegs im Alsensund

 



 




Freitag, 17. Juli 2020

Årøsund: Erwartungen weit übertroffen

YH: Schüchternes Ablegen, resp. verlegen zum Tanksteg. Kleine Testfahrt innerhalb des Hafens, erste Meter mit dem neuen Aussenborder. Positiver Eindruck, er läuft, er schiebt Tiny vorwärts. Also wagen wir es und verlassen den Hafen. Wir haben im Vorfeld gegoogelt, wann die Tide kentert ( um 09:07), weil wir dachten, dass danach der Strom in unsere Richtung fliesst. Strom gab es zwar, aber gegen uns. Mit all unserem logischen Denken, verstanden wir nicht ganz, weshalb das so ist. Nun denn, wir waren also draussen und unser kleiner Yamaha, bewältigte die Strömung, ca. 1 Knoten gegen uns, und schob uns treu südwärts. Reisegeschwindigkeit ca. 3 bis 4 Knoten, was zwar nicht viel ist, aber konstant. So zog die schöne und sehr abwechslungsreiche Kulisse des kleinen Belts an uns vorbei. Unser Maximalziel hatten wir um 13 Uhr querab. Wir entschieden weiter zu gehen, lief es doch so gut. Gegen Ende gab es sogar etwas Wind und wir segelten noch ein bisschen. Nun sind wir selig, friedlich, dankbar, zufrieden, glücklich hier in Årøsund (nach sechs Stunden Pöttpött). Deutschland kommt immer näher. Die Schlei auch.


Alle Stunde muss er betankt werden (0.9 l)








Alle liegen zufrieden und ruhig. 





Donnerstag, 16. Juli 2020

Fredericia: Neuer Aussenborder


Nachdem heute morgen Torqeedo netterweise sich wegen der Motorreparatur kulant zeigen will, (sie haben verstanden, in welche Notlage wir geraten sind) hilft es alles nichts: Der Motor muss zu ihnen.  Wir beschliessen, das gleich mit dem Winterlager zu verbinden. Das ist aber hier in Fredericia nicht möglich. Also muss ein Flautenschieber (Aussenbordmotor) her.
Deshalb ist heute Laufen angesagt: Erst zum Bahnhof in Fredericia (2Km) dann mit dem Zug bis Middelfart und dort vom Bahnhof zum Bootshändler (5km) (und alles wieder zurück). Dort kaufen wir einen kleinen Jammerhammer (Yamaha 2.5) und lassen ihn uns an den Hafen liefern.
Dort angekommen warten wir einige Stunden auf den Motor. Irgendwann findet Yvonne: "Jetzt ruf doch mal da an." Ich will nicht so recht, weil in dem Betrieb nur der Lehrling wirklich Englisch sprechen kann. Bei Chef ist es eher ein Dänisch mit englischen Füllwörtern. Seine Frau spricht dagegen vermutlich ausgezeichnet dänisch, aber nichts anderes. Aber gegen 19:00 finde ich dann auch, dass er den Motor jetzt langsam bringen könnte und rufe ihn an: Er hat uns einfach vergessen. "Bin in 20 min da!" Naja, wolln mal zufrieden sein, dass er den Motor knapp vor 20:00 abgeliefert hat.
Unser Einbau ist dann ein Zirkeln zwischen Ruderradius, Wassertiefe (die Schraube des Aussenbordmotors muss genügen unter Wasser sein) und Halterung. Auch das Anlassen gelingt erst, als Yvonne sagt, "Jetzt bau mal die Reissleine an!" Dann sprudelt das Ding los. Ich finde er saugt auch Luft an (Schaube zu nahe an der Wasseroberfläche).
Ob wir morgen wohl mal einen (einigermassen) normalen Tag haben werden? Ich bin noch skeptisch...

Torqeedo E47


Auch heute werden wir unser Ziel (Strib) nicht erreichen. Wir legen nach ausgiebigem Einkauf mittags ab bei angenehmem Wind, der aber nach 6sm einschläft. Ich hole das Gross ein, damit der (laufende) Motor weniger Last hat. Offenbar reisst die Grossschot den Geschwindigkeitsregler ("Gas"hebel) hoch und der Motor quittiert mit E47. Für alle Überredungs- und Beschwörungsversuche bleibt er immun und beharrt auf E47. 
Das Handbuch sagt: Service anrufen. Das tue ich auch: "Leider rufen Sie ausserhalb unserer Geschäftszeiten an...." Yvonne googelt dann ein Youtube: Fehler auf der Motorplatine.
Da liegen wir nun in der Flaute ohne funktionierende Motor. Eine deutsche Yacht kommt vorbei, aber in der falschen Richtung. Brigitte, ein in Barbados zugelassenes Frachtschiff, funken wir lieber nicht an, sondern ziehen die beiden Bälle hoch: manövierunfähig.



Dann kommt eine dänische Segelyacht unter Motor in der richtigen Richtung. Glücklicherweise sehen sie uns gestikulieren und kommen auf uns zu. Mein kräftiges Ins-Horn-Tuten hätte ich mir sparen können, sie haben es gar nicht gehört.
Sie schleppen uns 6 h gegen den Strom (2.5kn) nach Fredericia, wo wir mit dem letzten Schwung in eine Box schwimmen und festmachen.

Anruf am nächsten Morgen bei Torqeedo: E47 - Kurzschluss auf der Motorplatine. Muss vom Service ausgetauscht werden: Motor muss also ausgebaut werden. Schiff muss dafür aus dem Wasser.
Jetzt brauchen wir zusätzlich einen Aussenborder! Mal sehen, ob wir hier so etwas bekommen.....
Beim Service von Torqeedo wird der Fehler später offenbar noch weiter diskutiert: Sie vermuten, dass die 2018 eingefangene Leine, die damals den Motor blockiert hat (E05), nun diesen Fehler als Spätfolge produziert haben könnte. (Sind Eure Motoren so "nachtragend" <smile>)
Ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch die in der Batterie durchgebrannte Schmelzsicherung in diesen Zusammenhang gehört.

Dienstag, 14. Juli 2020

Juelsminde

Es regnet den halben Tag und wir gehen Frohkost essen - eine Art frühes Mittagessen. Sehr originell....

Dann stechen wir in See. Der Wind kommt wie üblich aus der Richtung in die wir wollen. Auch die Wellen kommen aus der gleichen Richtung. Also fallen wir etwas ab, dann beruhigt sich das Ganze so sehr, dass wir motoren müssen. Ab Endelave kommt der Wind dann wieder und wir rauschen mit 5 Konten nach Juelsminde.




Montag, 13. Juli 2020

Kolby Kaas: Der Wind und die Welle diktieren den Weg


AH: Das (1. Bild) ist der schöne Sonnenuntergang gestern Abend gewesen. Wir gehen früh ins Bett, denn wir wollen am Morgen zeitig auslaufen, um weit nach Süden zu kommen. Der Wind wird danach wieder ungünstig drehen.
So wachen wir denn tatsächlich um 5:00 auf und legen 6:00 ab.
Zunächst gewöhnen wir uns wieder daran, dass der Motor wirklich läuft. Was mich nicht hindert, die einzige Sandbank neben dem Fahrwasser zu treffen und aufzusitzen. Glücklicherweise schubbert der Kiel nur über den Sand, sodass wir aus eigenen Kräften gleich wieder frei kommen. Yvonne kommentiert das Ereignis mit lautstarkem Schweigen. (Verdolmetscht würde das ungefähr so klingen: "Ich habe Dir doch deutlich gesagt, dass Du den Kurs auf die Tonne nehmen sollst. Warum machst Du das denn nicht?")
Jedenfalls geht die Fahrt weiter, der Wind nimmt zu - nicht etwa aus Westen, wie vorhergesagt, sondern aus Südwest, da wo wir hinwollen. Wir fangen an zu kreuzen, aber das ist auch nicht der Hit: Wir knallen immer häufiger in die Welle (Das Boot stampft solange gegenan, bis fast keine Fahrt mehr im Boot ist.) Also, hoch am Wind vergessen wir lieber (um des Bordfriedens willen). 
So steuern wir einen anderen Hafen an, der Wind-mässig günstiger liegt. Hätten wir lieber nicht so "laut" sagen sollen: Der Wind dreht und kommt nun genau aus dieser Richtung.

Also zurück nach Samsö, aber jetzt auf die Westseite der Insel. So landen wir schliesslich nach 35sm (nur 6sm unter Motor) in Kolby Kaas, einem verschlafenen Häfchen, dass in seiner Morbidität für menschliche Nähe sorgt: Man ist hier unter sich und grüsst sich, ja plaudert miteinander. Undals besonere Überraschung: Das Hafen WiFi ist das bisher beste: Wir können unsere Internetverbindungen bequem durchführen, denn das WiFi über das Telefonnetz reicht nicht in diesen hintersten Winkel der Welt.
 

Nach dem abgerissenen Ruder, der versagenden Bordbatterie und der durchgebrannten Schmelzsicherung der Motorbatterie (alle Fehler liessen sich finden und reparieren) kehrt das Vertrauen in Tiny langsam und schüchtern zurück....
Noch ein Abendspaziergang.

Samstag, 11. Juli 2020

Was ist es denn?

YH: Der Wind ist in diesem Jahr stark und ausdauernd. Selbst an Hafentagen oder da besonders, beeindruckt er mich. Naturgewalt und Element, ungebunden, unbezogen. Was ihm in die Finger kommt, nimmt er: spielt stundenlang mit Leinen und Plastiksäcken. Die Ketten beim Hafenkran, schwere, grosse Ketten, hängen bei Nichtgebrauch oben, in so einer Art Bag verpackt. Da hatte der Wind was gefunden! Es knatterte bei jeder Böe, ein lautes „Motorengeräusch“ durchzog den Hafen. Glücklicherweise liegen wir nicht unmittelbar in der Nähe.
Dieses Naturerleben ist es! Nahe dran sein, Grundsätzliches zu spüren. Hier beim Segeln sind es andere Elemente, aber im Grunde geht es mir immer darum, einfache Sinneserfahrung zu machen. Während ich diese Sätze schreibe, es ist 6:15 Uhr, taghell, plätschert es glucksend an den Rumpf. Es ist kalt und klar, keine 15 Grad. Deshalb liege ich weiterhin warm zugedeckt in der Koje.

Mein Alltagsleben zu hause in gemauerten Räumen, alles immer weich, sauber, bequem und trocken lässt mich gut arbeiten. Ich kann sehr effizient sein so, nichts stört. Aber es ist ein entfremdetes Leben. Deshalb brauchen wir ja auch daheim die ausgleichende Natur. Spaziergänge, Wanderungen.

Und so sind diese Wochen auf Tiny ein Bad in Wind, B(r)ise, Sonne, Nieselregen, Licht, Temperaturschwankung, Geräuschkulisse, Klangkonzert. Ganz zu schweigen von all den Verrenkungen, die wir dauernd ausführen müssen, um in unserem Kleinsthaushalt zu agieren. Ein so komplett anderes Sein. Das ist heilsam.

9:45 Uhr: eben brachte der Schlosser das geschweisste Teil. Ein alter Handwerker, der auch mal bei der Marine war. Nun folgt die Montage, danach könnten wir morgen wieder auslaufen, was wir auch vorhaben. Kurs so Süd wie möglich.











Freitag, 10. Juli 2020

Solutionen

YH: Ebeltoft ist nett, man könnte locker auch einfach zwei Wochen Ferien hier verbringen. 
Die ausgetauschte Batterie ist angeschlossen, der Motor surrt wieder. Die Ruderhalterung ist beim Schlosser, morgen erhalten wir das geschweisste Teil zurück.

Befinden also zunehmend besser.


Mittwoch, 8. Juli 2020

Houston, we’ve had a problem


J
YH: Beim Motorcheck am Morgen versagte die Batterie, die Fehlermeldung erforderte ein Telefon mit dem Support. „Die Batterie muss aufgeschraubt werden, eine Schmelzsicherung ist durchgebrannt. Supportcenter in der Nähe von Aarhus. Also stellten wir die Pläne um, Kurs nach Aahus. Der Motor wurde direkt über den Honda Generator gespeist. Wir kamen gut raus aus dem Hafen. Dann Segel hoch, 4 - 5 Bft Wind, zügig segelten wir der Ostküste Samsøs entlang. Am Nordende dann Kurswechsel direkt auf Aahus zu. Viel Wind, viel Welle, wir mussten kreuzen. 

Plötzlich passierte es! Durch den wechselnden Druck auf das Ruder ist eine Schweissnaht aufgegangen. 
AH: Das Ruder baumelt jetzt im Kielwasser! Segel herunter und wir driften manövrierunfähig mit dem Wind. Es hilft alles nichts: Notruf absetzen: (Hatte ich nicht schon bei der Seefunkprüfung gehofft, dass ich diesen Teil niemals brauchen werde?) Also Ursache "Afdrift" einstellen. Rote Schutzkappe über dem Notknopf am Funk öffnen und 3 sec. drücken. Warten. Nach einer knappen Minute kommt eine Bestätigung - vermutlich vom Rescue-Center. Dann meldet sich Lygby-Radio und eine weitere Station (vermutlich das Rescue-Center) auf Kanal 16, sodass ich nichts verstehe. Schliesslich setzt sich Lygby-Radio durch (eine beruhigende weibliche Stimme). Nun soll ich nochmals die Position diktieren (dabei ist die doch schon durch den Disstress-Call übermittelt worden.) Dann Wechsel auf anderen Kanal. Ach- wie war das noch? Der Drehknopf ändert nur die Lautstärke. Schliesslich gibts doch einen, der die Kanäle weiterschaltet. Legastheniker-unter-Stress-Problem: Welcher Kanal war das jetzt? Ich wähle 6 (ob die für solche Idioten wie mich wohl auf allen Kanälen hören?) 
Jedenfalls meldet sich Lygby-Radio wieder: Ob Schiffe in der Nähe seien (Nur ein paar Segelboote.) Wieviel Mann an Board? (2) Wassereinbruch? (Nein). "Rudder broken, No Engine." Sie schicken uns ein schnelles Boot zum Sondieren und dann ein zweites für die Bergung. Sie kommen in ca. 1h. Ob wir ankern? Ahh - gute Idee! Machen wir. 


Hilfe nahtYH: Also Anker raus, zum Glück war es nur 7 m tief. Der Anker hielt, zwei Bälle hoch: manovrierunfähiges Schiff. 

Nach ca. einer Stunde kam ein grosses Schlauchboot mit drei Mann, Dänische Navy. Das Boot hatte riesige Motoren...
Sie schauten sich den Schaden an, erfassten die Lage, fragten bei der Zentrale nach, ob sie uns abschleppen dürfen. Nach dem OK nahmen sie uns an die Leine, Anker lichten (der hielt ziemlich), und mit weiterhin viel Wind und Welle wurden wir die sieben Seemeilen nach Ebeltoft abgeschleppt. 

Damit wir wenigsten einigermassen Kurs halten konnten, drückte AH gute zwei Stunden lang das Ruder mit aller Kraft gegen eine Backskiste. 
AH: Hier müssen wir nochmals ankern, damit die Drei einen Liegeplatz für uns finden können. Aber der Anker hält nicht und die Hafenmole kommt bedrohlich näher. Also auch den zweiten Anker noch über Bord. Der hält und rettet uns vor den Steinen der Hafenmole. Nach einer gefühlten Ewigkeit (viellicht 10 min) kommen die Drei wieder und helfen uns in eine Box. 
YH: Dann wollten wir ihnen Personalien, etc. geben. Sie sagten, sie dürfen kein Geld nehmen. Ob da wohl noch eine Rechnung kommt? Sie jedenfalls waren nach einer Minute weg, wollten kein Bier, kein Geld, kein gar nichts. Am Schluss habe ich dem Chef der Truppe meine bewegte, übergrosse Dankbarkeit mit einem Handschlag ausgedrückt. Wir zogen beide die Segelhandschuhe aus. Erster Handschlag seit Monaten!

Nun liegen wir hier in einer Box im sehr schönen Ebeltoft, alles ist ruhig und sicher. Morgen geht es an die Lösung der verschiedenen Probleme. Ich habe schon mal fünf Nächte gebucht...


sonst aussergewöhnlich schön, hat alles hier






Der Hafenmeister war schon hier, er informiert einen Schlosser, AH baut grad die Halterung aus.
Heute dann: Batterietausch in Aarhus mit ÖV, je 2 Std. Weg und viel Sightseeing.


Wieso ist die Schmelzsicherung der alten Batterie durchgebrannt? Der Service-Techniker in Aahus hielt meine Vermutung für denkbar, dass das gleichzeitige Laden mit beiden Ladegeräten (300W/1700W) ihr nicht gut bekommen ist. Aber später wird auch die Motorplatine sich verabschieden. (Ob da ein Zusammenhang besteht?)
 

Zurück mit der neuen. Morgen wird sie eingebaut.